Heute geht es um ein Gefühl, dass sicher jeder schonmal erlebt hat: Angst. Egal ob im Alltag - zwischen Prüfungsängsten, Spinnenphobien,… oder ob beim Klettern als Anfänger/in oder Fortgeschrittene/r - sei es die Höhenangst oder die Angst vorm Fallen.
Manchmal sind es surreale Ängste. Egal in welchem Lebensbereich gibt es Momente, Situationen oder auch Vorstellungen (also etwas, dass vielleicht noch garnicht passiert ist), die uns Angst machen… und während wir wahrscheinlich oft ohne Grund Angst vor Dingen haben (ohne solche Ängste jetzt zur verharmlosen, jeder hat sein Paket an Ängsten, an dem er oder sie zu arbeiten hat), kann unser Gehirn beim Klettern Gefahren erkennen, die erstmal und für alle ohne große Erfahrung unserem ‚Überleben‘ bedrohlich erscheinen können.
Warum? Naja… Höhe, Fallen, Vertrauen in den Sicherer… es gibt so einiges, dass anfänglich sicher gegen jeglichen Instinkt scheint. Natürlich kommt es dann auch darauf an, wie viel wir schon mit Höhe und Klettern vertraut sind. Ein Mensch, der schon seit seiner Kindheit auf Bäume klettert und an Spielplätzen alle Klettergerüste auf und ab geklettert ist wird sicher weniger Angst im Bezug auf Höhe haben, als ein Mensch, der als Kind nie mit solchen ‚Gefahren‘ konfrontiert wurde.
…und warum eigentlich auch nicht? Angst ist ja etwas natürliches und hilft uns, uns vor Gefahren zu bewahren. Manche Ängste können uns aber auch blockieren und uns im schlimmsten Fall, in unserem Leben einschränken. Deswegen ist es sicherlich förderlich, sich mit ihnen zu konfrontieren.
Klettern ist ein Sport, bei dem man sich früher oder später mit seinen Ängsten auseinandersetzen muss. Egal wie viel man als Kind auf Bäume geklettert ist, irgendwann findet jeder etwas, dass Angst macht. Für Anfänger kann es die Höhe sein. Das Vertrauen in das Klettermaterial. Das Vertrauen in den oder die Partner/in, der oder die einen sichert. Später, die Angst zu fallen. Die Angst vor Steinschlag…. Die Liste ist lang.
Sich beim Kletter seinen Ängsten stellen, aber wie?
Zuerst, und um alle vermeidbaren Gefahren (soweit möglich), auszuschließen ist eines der wichtigsten Dinge, gutes und funktionierendes Material. Was heißt das? Kein Material verwenden, dass alt oder ‚mal schnell vom Freund ausgeliehen’ wurde. Man sollte sich zu 100% auf die Tauglichkeit seines Materials verlassen können. Das hilft dem Kopf schon mal eine der (tatsächlichen) Gefahren auszuschließen… und wo wir schon bei Kopf sind. Ein Helm schützt außerdem vor Steinschlag und unkontrollierten Stürzen.
Auch der Fels birgt Gefahren, und wo man klettert sollte immer mit Bedacht ausgewählt werden. Am besten vermeidet man unstabile und brüchige Felsen und vor allem nach großen Regenfällen, sollte man da nochmal vorsichtiger sein. Auch wie ein Ort geboltet, also abgesichert, wurde ist von Belangen. Dazu findet man meist Informationen im Kletterführer. Generell ist es anfangs aber sicherlich ratsam mit Guides oder Freunden klettern zu gehen, die über solche Dinge schon etwas mehr Bescheid wissen.
Material ist sicher. Der Fels stabil und auch die Bolts und das Top schauen gut aus. Warum müsste man dann eigentlich noch Angst haben? Da sind wir dann wieder bei den Urängsten angelangt. Höhe, Fallen, Vertrauen…
Es gibt sicher kein universelles Konzept und jeder von uns funktioniert anders. Wie wir privat und auch bei Kursen damit umgehen… Akzeptanz und dann: Baby Steps. Der erste Schritt: Akzeptiere deine Ängste. Das klingt jetzt logisch, ist es aber nicht unbedingt. Wenn man sich seine Ängste nicht eingesteht, kann man sie auch nicht bearbeiten… und ehrlich? Sogar Profikletterer/innen können in Gewissen Situationen auch nach Jahren Fallangst haben. 2. Schritt: Wir sind der Überzeugung, dass es nicht zielführend ist, sich direkt voll und ganz mit seiner Angst zu konfrontieren. Zum Beispiel bei Höhenangst: beim ersten mal auf 30 Meter und dann panisch blockiert und nur mit Müh und Not wieder abseilen kann unserer Meinung nach eine Angst nochmal verstärken. Sich langsam herantasten ist da unserer Meinung und auch aus Erfahrung ein viel besserer Weg. Als erster Ausflug an den Fels einen Ort auszuwählen, der nicht zu ausgesetzt ist und anfangs vielleicht nicht direkt bis ganz nach oben klettern kann helfen, das Vertrauen in sich und seine Umgebung zu stärken. Baby Steps und mit kleinen Schritten seine Grenzen testen und sich selbst und seine Ängste kennenlernen ist unsere Herangehensweise und ein Rezept, dass wir auch in unseren Wochen und mit unseren Gästen umsetzen.
…und das heißt jetzt natürlich nicht, dass alle die Klettern frei von Ängsten sind - auch wir nicht. Manchmal sogar ganz im Gegenteil. Wie aber auch im Klettern, kann man auch im Alltag Herangehensweisen finden, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen, diese zu erkennen, zu akzeptieren, und langsam einen Weg zu finden, sich mit ihnen zu ’befreunden’, bis man dann vielleicht eines Tages keine Angst mehr vor dem nennen wir es mal ‚Problem‘ hat.
Egal ob im Klettern oder im Alltag, sich Ängsten zu stellen kostet Mut, aber/und vor allem im Klettern, was wäre denn das Leben ohne sie? Brauchen wir nicht alle manchmal ein bisschen Adrenalin?
In diesem Sinne, schönes Wochenende und bis zum nächsten BLOG,
Cheers,
Johanna